Die Meisterpflanzen des Dschungels
- Nika Nunnari
- vor 4 Tagen
- 4 Min. Lesezeit
Es gibt Erfahrungen, die man nicht planen kann. Man kann sich ihnen nur hingeben. Es ist die Stille, die lange überhört wurde, die in eine Tiefe führt, die wir oft schon sehr lange vergessen haben.
Eine Heilpflanzenkur im Amazonas ist so eine Erfahrung – Sie ist eine Einladung. Sie ist kein gewöhnlicher Weg, sondern eine zärtliche Konfrontation mit dem, was wir wirklich sind. Wir lernen hier unsere Realität zu akzeptieren, genauso, wie sie gerade ist. Dadurch finden wir auf den Weg zurück zur eigenen Essenz, hin in die Arme von etwas, das man nur noch ehrfürchtig „Grosser Spirit“ nennen kann.
Die Meisterpflanzen – Lehrer voller Weisheit
Die Pflanzen, mit denen wir gearbeitet haben, sind Meisterpflanzen – jahrtausendealte Heilpflanzen, die in der schamanischen Tradition des Amazonas nicht nur als Heilmittel, sondern als bewusste, lehrende Wesen betrachtet werden. Sie sind Bewusstseine, also lebende Spirits, älter als jedes Buch und klüger als jeder Gedanke. Sie lehren nicht durch Worte, sondern durch Berührung in der Tiefe.
Mapacho, der heilige Tabak, klärt und schützt. Bobinsana öffnet das Herz und erinnert an die Sanftheit, die wir in uns tragen. Die Pflanzen wirken, indem sie direkt zur Seele sprechen.
Man tritt in Demut an sie heran und bittet den Grossen Spirit um Unterstützung, so dass Heilung geschehen kann. Wir schweigen und ziehen uns zurück. Es sind 8 Tage ohne Internet, ohne Ablenkung, nur wir, die Natur und das Pflanzenbewusstsein.
Wir nährten uns in Ehrfurcht und tiefer Dankbarkeit für diese Möglichkeit der Reinigung und spürten in der Stille die liebevolle Arbeit der Pflanzenkraft in uns.
Leben im Tambo – das Geschenk der Einfachheit
Im Tambo findet die Essenz statt. Morgens baden im Fluss, barfuß durch den Dschungel. Tagsüber Schreiben, Beten, Dösen, Lauschen. Kein Lärm, kein „Müssen“. Nur Sein.
Was bleibt, wenn alles Überflüssige wegfällt? Was zeigt sich, wenn niemand zusieht? Die Antwort kommt als tiefer Frieden.
Eine Gruppe, viele Herzen – eins im Gebet
"Gott ist ein universeller Grosser Spirit" Winston Tangoa
Unsere Gruppe kam aus Mexiko, Peru, Israel, den USA und Deutschland. Unterschiedliche Lebenswege, unterschiedliche Sprachen – aber ein gemeinsamer Fokus: Gott. Kein religiöser Gott. Sondern das große, stille, lebendige Etwas, das wir alle in uns gespürt haben.
In dieser Einfachheit sind wir einander begegnet. Jenseits von Rollen, Nationen und Geschichten. Als Menschen, die in ihren Unterschieden und dennoch im Herzen durch den Grossen Spirit vereint, als Gemeinschaft auf dieser Erde gehen.
Winston – Curandero Liebe
Geführt hat uns Winston Tangoa Chujandama, Curandero aus dem peruanischen Regenwald, Heiler, ein Mensch mit Demut, Klarheit und Liebe im Herzen. Seine Präsenz hat uns getragen – sanft, bestimmt, immer verbunden.
Seine Ikaros – heilige Gebete als Gesänge – waren wie Hände, die uns hielten, Medizin und Navigation. Seine Gegenwart war klar, sanft und getragen von Vertrauen. Er hat uns begleitet – wie ein Bruder, wie ein Vater, wie ein Freund Gottes und einfach ein Mensch, der liebt.
Vier Säulen, die tragen
Diese Kur hat eine klare Form – nicht als Regelwerk, sondern als Gefäß für das Heilige. Sie ruht auf vier Säulen:
1. Isolation – das heilsame Alleinsein
Jeder lebt allein in einem einfachen Tambo – einer Holzhütte tief im Dschungel. Dort hört man auf, sich selbst zu entkommen. Die Vögel singen, der Regen trommelt aufs Dach, und irgendwann wird es ganz still. In dieser Stille beginnt das Erinnern.
2. Einfaches, reines Essen
Ohne Salz, ohne Öl, ohne Gewürze. Reis, Kochbananen, Maniok. Die Sinne klären sich, das Denken wird weich. Der Körper kommt zur Ruhe, damit die Seele lauschen kann.
3. Tägliche Pflanzenmedizin mit Ayahuasca-Zeremonien
Jeden Tag ein Becher Pflanzenauszug – bitter, sanft, manchmal kaum spürbar. Aber die Pflanzen wissen, was sie tun. Sie arbeiten still, liebevoll, tief.
Zwei bis drei Nächte, in denen sich das Tor zur inneren Wirklichkeit öffnet. Man sieht nicht mit den Augen, sondern mit dem Herzen. Man betritt Räume, die vertrauter sind als alles, was man je gekannt hat. Und wenn man ganz tief betet passiert dort oft etwas, das einem das Herz befreit und die Blockaden aufsprengt, weil wahre Liebe durch den Körper fliesst.
4. Säule: Die Postdieta – wenn die Medizin weiterlebt
Ich bin nicht allein. Ich bin geführt. Dschungel Weisheit
Was während der Diät geschieht, ist nur der Anfang. Nach der Kur beginnt das eigentliche Geschenk. In den Wochen und Monaten nach der Rückkehr wirkt alles weiter – manchmal leise, manchmal kraftvoll. Die Zeit danach ist kostbar. Die Postdieta ist keine Entwöhnung, sondern eine Verlängerung der Beziehung. Was sich geöffnet hat, will behutsam weiterleben. Kein schneller Wiedereinstieg, sondern ein achtsames Weitergehen. Die Pflanzen wirken weiter: In Träumen, in Begegnungen und im ganz normalen Leben. Es ist eine Einladung, das Empfangene als gelebte Wahrheit in den Alltag zu bringen.
Die Pflanzen zeigen, was wirklich zählt
Diese Kur ist ein leiser, tiefer Ruf zurück zum Wesentlichen.
Die Pflanzen erinnern uns daran, dass Gott nicht irgendwo draußen ist, sondern genau hier:
Im Körper
Im Atem
Im Fluss
Im Klang eines Ikaros
Und im stillen Wissen:
Ich bin, weil der Grosse Spirit es genau so geplant hat.
Lies auch gerne meine anderen Dschungel Berichte:
munay sonqo
Nika
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